Zeit, sich selbst aufzumachen
Oha, schon lang nichts mehr geschrieben hier. Nun, ich war zwischenzeitlich auch im Urlaub. Ich wollte da nicht hintenanstehen, denn plötzlich sind alle wieder irgendwie unterwegs. Von überall her erreichen mich Bilder und Nachrichten von Bekannten und Freunden. Aus dem Allgäu, dem Bayerischen, Hamburg, Hessen, weißt der Teufel. Die Grenzen sind wieder offen. Das klingt für machen in bisschen wie Sommerschlussverkauf. Nur das die umlagerten Wühltische touristische Ziele sind. Und dann sagt man sich, ich brauch‘ zwar nichts, fahre aber trotzdem rüber … einfach, weil ich’s kann!
Zeit, sich also selbst aufzumachen. Um dieses Gefühl des Eingesperrtseins endgültig abzuschütteln. Fahren wir also weg, verkündete ich daher und schon hockte der Hund im Auto. Aha, da war wohl noch einer auf Entzug. Da hat wohl jemand die Gassigeh-Runden im näheren Wohnumfeld doch als zu einseitig empfunden. Zeitgleich mit den Ambitionen vom Hund, das Bundesland zu verlassen, hat dann auch mein Schwager aus dem Bayerischen Wald angerufen. Der ist Wirt, weshalb er sich selber nicht aufmachen konnte, da er ja wieder aufmachen durfte. Juhu, die Wirtshäuser sie wieder geöffnet. Das ist definitiv ein tragendes Argument für eine Reise. Gäbe es keine gastronomische Versorgung, müsste man sich ja eigenständig bekochen und das wäre ja wie zuhause.
Fluchs waren wir also im Bayerischen Wald, 450 Kilometer von Daheim entfernt. Weiß-blaues Söder-Gebiet. Ehemals, also bis vor kurzem noch Hochsicherheitszone. Und trotzdem schaute alles aus wie immer. Sogar der Ruhetag. Da durften die Wirtschaften nach über zwei Monaten wieder öffnen, aber weil dann erst mal Montag war, hatten die meisten zu. Montag Ruhetag. Das ist unumstößlich, da kann selbst eine Krise nicht daran rütteln. Auch bei meinem Schwager nicht, weil Montag geht er Golfspielen. Und der Golfplatz hat ja noch vor den Wirtshäusern wieder aufmachen dürfen. Und vor den Kitas und Schulen. Das zeugt davon, was wirklich wichtig ist. Aber gut, auf dem Golfplatz werden wichtige, bisweilen staatstragende Entscheidungen getroffen.
Und sonst war halt Mundschutz. Wie bei uns. Das gehört ja schon zum gewohnten Bild. Man tut sich ja schon schwer, es sich ohne Mundschutz vorzustellen. Und es ist bisweilen ja auch nicht schlecht, wenn man bei bestimmten Leuten nur die Hälfte vom Gesicht sieht. Gut, das ist jetzt nicht nett, aber das muss ich auch nicht sein, wenn ich mich hinter meinem Mundschutz verstecke. Wenn ich will, kann ich so vermummt den Leuten meine Zunge zeigen … also denen, die es verdient haben.
Ich höre ja die Stimmen, dass ein bisschen Urlaub kein Grund sei, nicht regelmäßig hier einen Beitrag zu schreiben. Gut, es gibt da noch ein neues Projekt, das gewisse Zeit bindet und ich meine damit, dass ich nicht noch einen Roman schreibe. Also zusätzlich zu dem, an dem ich ohnehin gerade sitze. Und nachdem das mit dem Sommerurlaub über eine lange Phase mit Fragezeichen, oder besser gesagt Aus- und Einreiseverboten versehen war, haben wir beschlossen dieses Jahr nicht in die Ferne zu schweifen, sondern ein Haus zu renovieren. Besser gesagt, renovieren zu lassen, denn handwerklich bin ich ziemlich unbrauchbar. Seither treffe ich mich mit Handwerkern jedes erdenklichen Gewerks. Zimmerer, Maler, Schreiner, Maurer, Fliesenleger, Rohrverleger, Bodenschleifer. Mir ist schon ganz schwindelig von diesen Begegnungen und vor allem davon, was da alles gesagt, besprochen und empfohlen wird. So langsam bereue ich, nicht doch ein Wohnmobil gekauft zu haben. Eins, das schon fertig ist. Aber wie sicher ist das man nach wie vor überall damit hinfahren kann. Oder wie lange noch. Was man sicher weiß ist, dass man nichts sicher weiß, was den Krisenvirus angeht. Außerdem bleiben diesen Sommer die meisten im deutschen Land, weil man nicht riskieren will, irgendwo festzusitzen. In Österreich. Oder auf Malle. Zusammen mit Leuten, denen man im Urlaub nicht begegnen will. Nicht einmal mit Mundschutz.
Wie bringe ich jetzt Haus, Urlaub und Atemwegserkrankung zusammen? Ah, ja, was habe ich da neulich gelesen. In der Wihelma haben sie seit letzter Woche auch die Corona-Maßnahmen gelockert. Wer’s nicht weiß, die Wihelma ist der Stuttgart Zoo. Zoo darf man vermutlich aber bald nicht mehr sagen, weil das Wort heutzutage negativ belastet ist. So wie Rasse. Aber gut, das führt jetzt zu weit. Jedenfalls dürften die Primaten in der Wilhelma nun wieder ohne Maske in ihren Käfigen sitzen. Nein, es heißt ja nicht mehr Käfig, sondern Affenhaus. Übrigens musste dieses Affenhaus auch mal nachrenoviert werden, nachdem es dort so gezogen hat, dass die Schimpansen Lungenentzündung bekommen haben. Also, noch vor Corona. Oder hat es dort womöglich angefangen? Nein, bitte jetzt nicht auch noch eine Verschwörung, so kurz vor dem Ende. Jedenfalls wäre es in der Krisenzeit vermutlich schlecht ausgegangen für unsere haarige Verwandtschaft. Weil wer hätte das entscheiden wollen, wer da ans Beatmungsgerät angeschlossen wird. Mensch oder Affe? Mist, ist das jetzt eine Rassenfrage? Okay, ich gehe jetzt mal besser Tapete abkratzen.
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